©Christoph Hämmerle Überredungskunst und hartes Training Nach dem Auftritt von Zurcaroh hatte das Energiebündel das klare Ziel vor Augen, in die Gruppe aufgenommen zu werden. Dafür war sie bereit, viel und hart zu trainie- ren. Zuvor musste sie aber ihre Mama noch überzeugen, sie beim Probetraining anzu- melden. „Nachdem ich das geschafft hatte, hieß es ‚trainieren, trainieren, trainieren‘! Ich war sehr nervös und übte den ganzen Sommer für das Probetraining. Eine Woche durfte ich dann mittrainieren und musste in dieser Zeit unseren Coach von meinen Fähigkeiten überzeugen. Zum Glück sah Peterson Potenzial in mir und nahm mich auf.“ Die 18-Jährige strahlt beim Erzählen übers ganze Gesicht. „Seit fünf Jahren bin ich nun Tänzerin bei Zurcaroh.“ Thüringer Dialekt mit lateinamerika- nischem Temperament Als Julia sieben Jahre alt war zog sie mit ihrer Familie von Blumenau im Bundesstaat Santa Catarina nach Thüringen. „Am An- fang tat ich mir mit der Sprache sehr schwer. Glücklicherweise hatte ich eine Freundin in der Klasse, die auch aus Brasilien stammte. Sie half mir sehr beim Deutsch lernen“, erin- nert sich Julia. Der damalige Freund ihrer Mutter war Vorarlberger und lernte Dialekt mit Julia: „Durch das Fernsehen habe ich Deutsch gelernt, durch den Freund meiner 3 Mama Dialekt.“ Und diesen beherrscht die sympathische Schülerin heute akzentfrei. „Ich spreche hauptsächlich Deutsch, selbst im Training mit Peterson. Nur wenn er mich ermahnt, wechselt er oft ins Portugiesische“, erzählt sie lachend. Mit Mama Marta spricht sie meistens Portugiesisch. „America’s Got Talent wollte uns haben“ „Letztes Jahr kurz vor Weihnachten erzählte uns Pethy, wie der Coach von allen genannt wird, dass die Macher der berühmten TV-Show America’s Got Talent bei ihm angefragt haben. Sie haben Auftritte von uns gesehen und wollten uns unbedingt für ihre Show gewinnen.“ Im März war es dann so weit und die Akrobaten reisten zur Show nach Kalifornien. „Wir hatten sehr wenig Zeit, uns vorzubereiten. Aber die Audition war ein voller Erfolg: unser Video wurde zum meistgeklickten Video in der Geschichte der Show.“ Danach folgte die Härteprobe. „Wir mussten drei Monate lang darüber schweigen, wie die Vor- führung gelaufen war. Keiner durfte erfahren, dass der Golden Buzzer für uns gedrückt wurde. Am Tag der offiziellen Ausstrahlung in Amerika waren wir die ganze Nacht wach und habe alles im Internet live verfolgt“, berichtet die Froh- natur. „Insgesamt flogen wir für AGT dreimal nach Amerika. Im August waren wir zwei Wochen vor Ort, flogen für eine Woche nachhause, nur um gleich wieder für eine Woche nach L.A. zu fliegen. Das war die härteste Woche meines Lebens: Jetleg, Schule, Training und wieder Abflug. Auch für das Immunsystem war das eine wirkliche Herausforderung. Einige wurden krank – leider auch ich. Für die Show waren wir aber alle wieder topfit.“ Große Pläne – sportlich und privat AGT war ein einmaliges Erlebnis, das Julia niemals vergessen wird. Die nächsten Shows stehen schon auf dem Programm, sind aber noch nicht offiziell bestätigt und daher noch geheim. Wie Julia das alles mit ihrer Schule vereinbart? Lachend meint sie dazu: „Ich lebe praktisch im Zug und Bus. Da kann ich meine Hausaufgaben erledi- gen, lernen, essen und schlafen.“ Im Mai wird sie den Abschluss der Fachschule machen und anschließend einige Fächer der Abendmatura ablegen. „Was danach kommt, weiß ich noch nicht. Vielleicht werde ich ein soziales Jahr oder einen Sprachaufenthalt im Ausland machen.“ Aktuell bleibt der Hobbyakrobatin aber sowieso keine Zeit, um über die Zukunft nachzudenken. „Seit fünf Jahren bin ich nun Tänzerin bei Zurcaroh.“